In NRW sind die Standards für Altenhilfeeinrichtungen besonders hoch. Die Kosten für einen Pflegeplatz setzen sich zusammen aus dem Pflegesatz (u. a. Personal- und Sachkosten), den Ausbildungsumlagen, den Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie den Investitionskosten. Die Hintergründe erklärt Michael Mühlenhoff.

Über Jahrzehnte war in Einrichtungen für pflegebedürftige Menschen die Unterbringung in Mehrbettzimmern üblich. Seit 2018 haben Pflegeheime in NRW mindestens 80 Prozent Einzelzimmer vorzuhalten. „Auch Pflegebedürftige haben einen Anspruch auf ausreichend Privatsphäre“, lautete die Begründung. Doch dieser höhere Standard führt auch dazu, dass das Leben in NRW-Heimen vergleichsweise teuer ist.

Stellenschlüssel und Fachkräftequote

Den größten Anteil der Pflegesätze – bis zu 80 Prozent – machen die Personalkosten aus. NRW hat einen hohen Stellenschlüssel und eine hohe Fachkräftequote, was einerseits gut für die Versorgung ist, diese andererseits aber auch teurer macht. Weil es in NRW viele Träger gibt, die nach einem Tarifwerk bezahlen, liegen die Lohnkosten bis zu 30 Prozent über denen anderer Bundesländer.

„Die Kosten für die Pflegekräfte werden durch die Leistungen der Pflegekassen abgedeckt. Was darüber hinausgeht, zahlen die Bewohner über den so genannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE)“, erklärt Michael Mühlenhoff. Hinzu kommen Kosten für die Ausbildungsumlagen sowie für Unterkunft und Verpflegung, die Bewohner selbst tragen. Das können im Monat insgesamt über 1.800 Euro sein.

Da der Zuschuss der Pflegekasse derzeit gedeckelt ist, werden künftige Pflegesatzsteigerungen den EEE der Bewohner insgesamt stärker belasten. Falls in dieser Finanzierungslogik durch den Gesetzgeber nichts verändert werden sollte, könne sich der Eigenanteil bis 2045 nahezu verdreifachen.

Was in der Rechnung noch fehlt: die Investitionskosten (ca. 550 Euro monatlich). Damit leisten die Bewohner ihren Beitrag zur Instandhaltung und Instandsetzung der Einrichtungen sowie zu Modernisierungen und erforderlichen Anschaffungen.

Standards gestiegen

Der Gesetzgeber fordert, dass Pflegeheime hohe Standards erfüllen. „Es heißt, dass NRW zu den Bundesländern mit der höchsten Mindestfläche je Bewohner für Zimmer und Gemeinschafträume gehört. Zu dem hohen Standard zählt auch die vorgegebene Einzelzimmerquote“, sagt Michael Mühlenhoff. Die Konsequenz: Je höher der qualitative Standard in Bezug auf Personal- und Raumausstattung ist, desto teurer sind die stationären Einrichtungen.

.

Michael Mühlenhoff beschäftigt sich bei der Evangelischen Altenhilfe Duisburg unter anderem mit Pflegesätzen, Investitionskosten, Budgetverhandlungen und Controlling. Der 48-Jährige ist examinierter Krankenpfleger und Diplom-Pflegewirt (FH).