Seit zwei Jahren bietet die Evangelische Altenhilfe Duisburg die Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase (GVL) an. Die Angehörige Brunhilde Looft nutzt das Angebot und berichtet über ihre Erfahrungen.
Wie haben Sie reagiert, als unser GVL-Berater Wilhelm Oesterschmidt Sie im März 2019 unverbindlich auf das Angebot aufmerksam gemacht hat?
Zuerst habe ich etwas geschluckt und mich zu Hause im Internet informiert. Ich kannte die GVL bis dahin nicht und fand das Konzept sofort richtig gut. Meine Eltern hatten zwar eine Vorsorgevollmacht, aber aus gesundheitlichen Gründen war es nicht mehr möglich, mit ihnen gemeinsam eine Patientenverfügung zu verfassen. Das Beratungssangebot von Herrn Oesterschmidt habe ich deshalb schon kurze Zeit später dankbar angenommen.
Wie lief die GVL in Ihrem Fall ab?
Es gab mehrere Gespräche in unterschiedlichen Konstellationen. Wir haben vor allem über die Erkrankungen meiner Eltern gesprochen, die zu diesem Zeitpunkt beide im Wichernheim Walsum lebten. Ich wusste, dass sie „nicht an Maschinen“ wollten. Ihre Wünsche und Vorstellungen für ihren letzten Lebensabschnitt haben wir in einem sehr detaillierten, sechsseitigen Protokoll festgehalten.
Kam das Protokoll zum Einsatz?
Erst einmal nicht. Die GVL ruhte etwa ein Jahr, weil sich an dem Gesundheitszustand meiner Eltern nichts Wesentliches änderte. Dann kam Corona und mit der Pandemie eine Ausnahmesituation von drei Monaten. Ich konnte meine Eltern nicht besuchen. Wir haben telefoniert und ich habe manchmal vor dem Haus gestanden und meiner Mutter zugewunken.
In dieser Zeit verschlechterte sich der ohnehin schon nicht gute Gesundheitszustands meines Vaters. Er war Bergmann, hatte viele Unfälle und war 2009 erblindet. Der Arzt riet zu einer Krankenhausbehandlung. Das wollte ich unbedingt vermeiden, und deshalb nahm ich erneut Kontakt zu Herrn Oesterschmidt auf. Wir haben das Protokoll überarbeitet und unter anderem verfügt, dass mein Vater im Heim bleiben und gemeinsam vom Hausarzt und einem Palliativmediziner behandelt werden soll. Das hat gut funktioniert, wofür ich sehr dankbar bin. Mein Vater ist Ende Juli friedlich eingeschlafen. Meine Mutter und ich konnten uns verabschieden. Dieser Moment war für uns sehr wichtig.
Inwiefern war die GVL für Sie hilfreich?
Ich habe mich gründlich und mit professioneller Unterstützung mit diesem schwierigen, aber extrem wichtigen Thema beschäftigt. Das war gut! Herr Oesterschmidt hatte immer Zeit für mich und hat meine Fragen ruhig und verständlich beantwortet. Ich fühlte mich gut aufgehoben und aufgefangen. Auch hat er mir im Vorfeld erklärt, wie sich der Körper verändert, wenn sich ein Mensch auf seinen letzten Weg macht. Genau wie er es beschrieben hatte, konnte ich es bei meinem Vater beobachten. So war ich auf den Abschied besser vorbereitet.
Wir bedanken uns sehr für das offene Gespräch mit Frau Looft und respektieren ihren Wunsch, nicht abgebildet zu werden.